v. Herta Schrei

Anders wie Pop, Rock’n’Roll, Beat oder sogar der Schlager hat der Austro-Pop keinen designierten Erfinder oder so etwas wie einen Taufpaten. Und keines der uns bekannten Genres gibt uns ein derart starkes Gefühl von Heimatverbundenheit – fast Patriotismus. Man denke nur an „Und wenn i an Walzer tanz allan´- I am from Austria“ grölende Jugendliche auf Maturabällen… Anderes Beispiel: Urlaub. Ausland. Bar. Plötzlich dröhnt Falco aus den Boxen! Binnen Sekunden finden sich alle anwesenden Österreicher auf einem Haufen und fordern Amadeus auf, sie zu rocken – mit dem vielsagenden Blick: „Das sind wir, das ist unsere Musik, das ist unser Land!“ Dasselbe Schauspiel erleben wir auch in heimischen Lokalen: je später die Stunden, je mehr Austro-Pop, desto höher steigt die Stimmung im Allgemeinen. Die Texte kann jeder und viele verbinden ein bestimmtes Lied mit einem persönlichen, oft emotionalen Erlebnis. Woher stammt nun aber tatsächlich der ganze Zauber? Anfang der 70er Jahre haben einzelne Künstler begonnen, oft derbe Lebensweisheiten und eigentümliche Alltagsgeschichten in Musik zu verpacken. Um den Inhalt authentischer zu bringen, bedienten sie sich (wie schon um 1900 österreichische Literaten) des heimischen Dialektes – anfangs überwiegend Wienerisch. Aus dieser Form von „Dialekt-Pop“ entstand der sogenannte Austro-Pop, der heute für jeden Österreicher bzw. im gesamten deutschsprachigen Raum ein Begriff ist. Da Totgesagte ja bekanntlich länger leben, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Austro-Pop in den letzten Jahren ein fulminantes Revival erlebte und sich dem Kampf gegen den deutschen Schlager weiterhin erfolgreich stellt. Austro-Pop, das ist nicht nur Musik aus Österreich – es ist Österreich, wie es leibt, lebt und gröhlt…!